14.03.2018 21:08 Alter: 5 yrs
Erster Herdenbrief veröffentlicht
«Wo es einen Hirtenbrief gibt, soll es auch einen Herdenbrief geben!» Dies hat sich eine Gruppe des Vereins für eine offene Kirche gesagt, die sich ernsthafte Sorgen um die kirchliche Situation in Liechtenstein macht.
Seit 20 Jahren lässt der Erzbischof von Vaduz zu Beginn der Fastenzeit seine Hirtenbriefe in den katholischen Pfarreien verlesen. Diese Hirtenbriefe sind nicht nur langatmig, sie enttäuschen oft auch inhaltlich. Dieses Jahr ist ein gewisser Tiefpunkt erreicht worden, indem der Erzbischof in seinem Brief auf zwanzig Seiten über das Schweigen spricht. Er lehnt den Dialog in der Kirche offensichtlich ab. Er verweigert sich ja seit Jahren einem lebendigen Austausch mit den Gläubigen, den Medien und der Öffentlichkeit. Für Zweifelnde und Suchende in Kirche und Gesellschaft bietet er wenig Hilfreiches.
Zur diesjährigen Fastenzeit melden sich nun erstmals Stimmen aus dem Volk Gottes zu Wort: Der erste «Herdenbrief» ist dieser Tage erschienen. Er findet sich im «Fenster», dem Magazin des Vereins für eine offene Kirche, 2018, Nr. 1. Oder direkt über diesen Link.
Der Herdenbrief hält den Klerikern des Erzbistums Vaduz einen Spiegel vor. Der Brief benennt offensichtliche Probleme und Fehlentwicklungen, die im Bistum zu beobachten sind. Die Befürchtungen, die 1997 bei der Errichtung des Bistums im Raum standen, haben sich bewahrheitet: Eine starke Klerikalisierung prägt das Erzbistum Vaduz. Rund sechzig konservative Priester aus dem gesamten deutschsprachigen Raum wurden eingegliedert. Die Laien wurden in allen Bereichen zurückgedrängt. Das Bistum kennt vielleicht keinen Priestermangel, aber einen Mangel an Seelsorgern.
Der Herdenbrief ruft mit der Bibel zur Umkehr auf und fordert grundlegende Änderungen im Erzbistum Vaduz. Dazu gehören etwa eine klare Orientierung an den pastoralen Initiativen von Papst Franziskus, die Anbindung an eine Bischofskonferenz, die Besetzung des Generalvikariats mit einem guten Seelsorger, die Einbindung der Gläubigen auf allen Ebenen der Pfarreien und der Seelsorge.
Man darf gespannt sein, wie die Hirten auf diese Anliegen der Herde reagieren werden. Es ist zu hoffen, dass sie sich für einmal nicht in das «überlegene Schweigen» (so der diesjährige Hirtenbrief) zurückziehen, sondern auf die Anfragen mit konkreten Schritten antworten.